Mikrobiologie, News
16. 06. 2023

Erregerdiagnostik bei Parodontitis

Parodontitis ist weltweit eine der häufigsten chronisch entzündlichen, nichtübertragbaren Erkrankungen und aufgrund ihrer Prävalenz ein bedeutendes Gesundheitsproblem. Die systemische Antibiotika-Therapie ist in bestimmten Fällen notwendig – doch ohne mikrobielle Diagnostik meist ein Kanonenschuss auf Spatzen. Die PCR-Analyse erleichtert die Therapiewahl, senkt das Risiko von Antibiotikaresistenzen und hilft, die Compliance der Patientinnen und Patienten zu erhöhen.

1. Prävalenz und Folgen der Parodontitis
Parodontitis weckt zwar kaum großes öffentliches oder mediales Interesse, ist jedoch ein bedeutendes und nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem unserer Zeit: Laut der 2020 veröffentlichten S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ sind über 50 Prozent der Weltbevölkerung davon betroffen.

Nicht oder nicht ausreichend behandelt, bedeutet die Erkrankung den Verlust von Kieferknochen und Zähnen. Durch Karies und Parodontitis zusammen, verlieren Menschen mehr Erwerbsjahre als durch andere Erkrankungen. Rasche Diagnose und zielgerichtete Therapie sind also entscheidend, um die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhöhen und negative gesamtökonomische Folgen zu vermeiden.

2. PCR-Diagnostik ist State of the Art in der Parodontologie
Parodontitis wird von Bakterien verursacht, deren Erbgut mittels PCR-Analytik nachgewiesen werden kann.
Diese PCR-Diagnostik in der Parodontologie ist ein wichtiges und sinnvolles Instrument; nicht nur in Zahnkliniken, sondern auch in der niedergelassenen Praxis. Folgende Gründe sprechen für ihren Einsatz:

  1. Antibiotikaresistenzen. Sie gehören zu den größten Bedrohungen unserer Zeit. Sowohl die WHO als auch die zahnmedizinischen Gesellschaften sprechen sich deutlich gegen den ungezielten routinemäßigen Einsatz von Antibiotika aus, einerseits aufgrund der individuellen Risiken, andererseits wegen der Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Gesamtbevölkerung. Die Gabe eines oder mehrerer Antibiotika ohne vorherige Diagnostik der parodontitisauslösenden Bakterien bedeutet in den meisten Fällen, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen und erhöht sowohl das Einzelrisiko von Nebenwirkungen als auch das gesamtgesellschaftliche Risiko von Resistenzen. Durch die mikrobielle Diagnostik wird klar ersichtlich, welche Bakterien im Entzündungsgeschehen eine Rolle spielen und ob die Keimzahl über der Therapieschwelle liegt oder nicht. So ist eine individuelle, zielgerichtete Patientenmedizin möglich.
  2. Verständnis für die Therapie. Nach Befundübermittlung sehen die Patientinnen und Patienten schwarz auf weiß, welche Keime vorliegen und was notwendig ist, um die bakterielle Keimzahl zu reduzieren. Sie erkennen im Gegenzug auch, welche Therapie nicht sinnvoll ist.

Für die mikrobielle Diagnostik sprechen sich unter anderem die Mitglieder der Kommission „Antiinfektiva, Resistenz und Therapie“ am Robert Koch-Institut aus. In ihrem Positionspapier „Antiinfektiva und Resistenzen: Gesundheitsgefahren wirksam begegnen“ empfehlen sie: „Geeignetes Material für eine leitliniengerechte mikrobiologische Diagnostik einschließlich der Resistenzbestimmung sollte vor Antibiotika-Therapiebeginn entnommen werden, denn die Diagnostik ist eine unverzichtbare Voraussetzung für eine gezielte Therapie und ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung.“

Abnahme-Kit für Parodontitis bei labors.at
labors.at hat einen multiplex PCR-Test für Parodontitis etabliert, mit dem elf parodontopathogene Markerkeime identifiziert werden können.
Für ein individuelles Angebot kontaktieren Sie bitte unsere Ärzt:innenbetreuung telefonisch unter +43 1 26053 600. Anschließend erhalten sie das Abnahme-Kit mit der Post oder mit Boten direkt in Ihre Ordination.

Das Abnahme-Kit enthält einen Anforderungsschein inklusive Anleitung, wie die Abnahme zu erfolgen hat. Weiters liegen bei: ein Röhrchen für die PCR, fünf Abnahmestäbchen, ein Beispielbefund und ein vorfrankiertes Rücksendekuvert. Die Abstriche erfolgen nach supragingivaler Reinigung und Trockenlegung aus den tiefsten Taschen. Das Material aus den fünf Abnahmestäbchen wird gepoolt ausgewertet. Braucht es einen Nachweis von einzelnen Zähnen, ist dies nach Absprache mit der Ärzt:innenbetreuung möglich.

Der Befund wird innerhalb der nächsten zwei Wochen per Post zugestellt. Hier liegen auch ein Patientenbegleitschreiben und ein Informationsschreiben für Ärztin bzw. Arzt bei; ebenso die Empfehlung für das Therapieschema. Wer digitale Befunde bevorzugt, hat die Möglichkeit eines Zugangs zum Online-Befundinformationssystem von labors.at. Informationen dazu gibt es telefonisch unter +43 1 26053 600.

Autorin:
Dr. med. dent. Katharina Sommer
Zahnärztin, Gruppenpraxis Die Zahnärztinnen Klosterneuburg

Lecture Board:
Univ.-Doz. Dr. Georg Endler, Univ.-Prof. Dr. Susanne Spitzauer, Dr. Bernhard Mühl
Alle: Gruppenpraxis labors.at, Wien